Philippe Wampfler

»Ich, die Mehrheit« - offener Brief an SRF Kultur

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Liebes Team von SRF Kultur

Eure Absichten beim Projekt »Ich, die Mehrheit«, sind ehrenhaft: Zusammen mit einer jungen Frau wollt ihr »(wieder-) entdecken, was Demokratie bedeutet«. Im Hinblick auf die nächsten Abstimmungen sollen mehr Menschen, vor allem auch jüngere, ermuntert werden, politisch zu partizipieren.

Die Umsetzung dieser Absichten enttäuscht mich aber schwer. Folgende Punkte stören mich besonders:

  1. Demokratische Mitbestimmung funktioniert nur, wenn Grundrechte von Personen und Gruppen geschützt werden. Über diese Mitbestimmung nachzudenken, indem Grundrechte einer Person preis gegeben werden, scheint mir in die absolut falsche Richtung zu gehen. Demokratie nach schweizerischem Muster ist das Gegenteil einer Mehrheitsdiktatur, welche die Nahrungsaufnahme, den Transport, die Unterhaltung und die Meinung von Mitbürgerinnen und Mitbürgern festlegt, sondern erfordert Verständnis und Respekt für andere und ihre Bedürfnisse. Auf dieser Basis sind gemeinsame Entscheidungen möglich.
  2. Ihr rückt eine Frau in den Mittelpunkt und gebt sämtliche journalistische Verantwortung ab. Wer betreut das Projekt redaktionell? Wer hat es  konzipiert? Wer hat letztlich die Mittel zur Verfügung gestellt, dass Yonni Meier diese Plattform geboten wird? Und wer übernimmt die Verantwortung für die Auswirkungen des Projekts?
  3. Wo gibt es ein Gefäß, um abseits der Blogposts und Abstimmungen wirklich über Demokratie nachzudenken? Wo kommen Expertinnen und Experten zu Wort?

Ich würde mich sehr über eine Reaktion freuen und verbleibe mit freundlichen Grüssen

Philippe Wampfler
phwampfler@gmail.com
078 704 29 29

P.S. Es gibt auch andernorts kritische Stimmen, z.B. hier und hier.